Was mir das Leben in meiner Ehe bedeutet und warum ich sie entgegen dem trend so schätze.

Die Ehe gilt in unserer Zeit heute scheinbar als altbacken, überholt, nicht mehr relevant. „Wieso heiraten?“ fragen die meisten. „Wieso nicht heiraten?“ frage ich. Mehr als 20 Jahre Ehe habe ich schon gemeistert. Meine Erkenntnis entgegen allen scheinbar modernen Ansichten: Genial, die Ehe!

Ein sonniger, warmer, angenehmer Vorfrühlingstag war es. Die Luft roch nach Frühling. In den Gärten und Anlagen blühten die Schneeglöckchen, Krokusse, Blausternchen, Narzissen und Forsythien. Von den Bäumen und aus den Büschen hörten wir die Vögel lautstark in ihrer Paarungsbereitschaft zwitschern…

Der Tag unserer Hochzeit ist mittlerweile mehr als 2 Jahrzehnte her – und um es vorwegzunehmen: Ja, ich bin noch immer mit der gleichen Frau verheiratet und möchte auch nicht darauf verzichten! Auch nicht, wenn es mal knatscht im Gebälk. Und das tut es immer mal wieder, zum Glück eher selten. So ist das Leben.

Ich weiß: in der Sache, so wird oft argumentiert, ist es doch egal, ob man verheiratet ist oder nicht. Wichtig ist ja, dass man zusammenbleibt und miteinander lebt. Oder eine andere Diskussionsvariante: Einfach mal hinsehen, wie hoch die Scheidungsrate ist – also schützt die Ehe auch nicht vor einem Desaster. Stimmt. Die Ehe schützt nicht vor einem Desaster. Jedenfalls nicht generell und allumfassend. Und ich bin mir bewusst, dass auch zwanzig Jahre Eheleben keine Garantie für irgendetwas beinhaltet. Auch ich und meine Frau können „scheitern“, immer noch.

Heiraten versus Zusammenleben – letztlich das Gleiche?

Was ich mich immer frage ist: Wieso wird die Ehe heute eigentlich so schlecht geredet und als altmodisch und längst überholt abgeschrieben und weggetreten? Die Argumente dafür erschließen sich mir nur bedingt bis gar nicht. Mal ehrlich: „Ich will mich halt nicht festlegen.“ Okay, das heißt für mich: „Ich will mir die Hintertürchen offenlassen, vielleicht finde ich noch jemand besseres.“ Oder wie sonst kann man(n) das interpretieren?

„Wir können auch so zusammenleben, das ändert an der Sache doch nichts.“ Hmm, weiß nicht. Warum dann nicht heiraten, wenn es eh dasselbe ist? Richtig, die Gegenfrage dazu würde dann wiederum lauten: „Aber warum sollte ich dann heiraten?“ Gute Frage.

Foto eines Pärchens in der Natur. Er sitzt neben einem Baum im Gras, sie liegt mit dem Kopf auf seinem Schoß. Von Pixabay.

Meine Antwort darauf:
Weil ich mich selbst als Mann meiner Frau gegenüber, von der ich behaupte, dass ich sie liebe und mein Leben mit ihr teilen möchte, auch dazu VERPFLICHTE.

Ich gebe ihr die Sicherheit, dass ich es wirklich ernst meine! Ja, richtig, ICH meine es ERNST – mit meiner Frau und mit mir selbst auch. Ich gehe mit der Ehe nämlich einen Bund, der urkundlich besiegelt ist, ein. Dadurch gebe ich dieser Partnerschaft ein Gewicht, eine Abmachung, dass ich sie auf Dauer anlege und nicht mal so eben beenden werde, wenn es mal doof wird und ich keinen Bock mehr habe.

Damit bekenne ich mich auch zu meiner zukünftigen Familie, die vielleicht daraus entsteht. Gebe meinen Kindern die Sicherheit, dass ich dauerhaft als Vater in der Familie bleiben möchte und mich selbst dazu verpflichtet habe. Das schafft eine Stabilität, eine Verlässlichkeit, die es ohne dieses Versprechen nicht gäbe. Dann würden meine Frau und meine Kinder bewusst oder unbewusst immer in der Sorge leben, dass ja alles ohne Probleme zu Ende sein könnte.

ein gegenseitiges versprechen nicht nur an uns selbst

Mal ganz abgesehen von dem heute oft als altertümlich und lächerlich abgetanen christlichen Gedanken: ich lege das Versprechen, meine Frau zu lieben, ihr treu zu sein und so weiter, und so weiter, vor Gott ab. Haben meine Frau und ich gemacht. Uns ein Versprechen gegeben und gegenseitig vereinbart, diesem „mit Gottes Hilfe“ nachzukommen. Wir werden es nie schaffen, das wissen wir. Aber der Anspruch ist da.

Und ja, ich setze tatsächlich auf Gottes Hilfe dabei. Weil ich es alleine nicht immer schaffe. Weil ich Fehler mache. Weil ich meine Frau und meine Kinder enttäusche und verletze. Weil ich an Punkte komme, an denen ich verzweifle, an denen ich am liebsten hinschmeißen würde. Mich dann aber erinnere, dass ich ein Versprechen und eine Verpflichtung eingegangen bin. Mir selbst gegenüber, meiner Frau gegenüber, Gott gegenüber. Aufgeben ist also erstmal für mich keine Option.

Das der Schuh auch heute scheinbar wiederum noch gar nicht so ausgelatscht ist, zeigen die vielen Hochzeiten, die immer noch in Kirchen geschlossen werden – und in jeder dieser Zeremonien ein heiliges Versprechen vor dem Pastor und allen Freunden Gott gegenüber abgelegt wird: „Mit Gottes Hilfe.“ Zwar sagt mir mein Bauchgefühl, dass viele Menschen dies irgendwie als fromme Form so handhaben, weil Gott ansonsten nahezu gar keine Rolle in ihrem Leben spielt. Das wäre aber andererseits auch ein großes Risiko, Gott gegenüber vor Freunden, Verwandten und einem Pastor als Zeugen etwas zu versprechen, was ich gar nicht so meine…

Das Problem ist nicht die Ehe, sondern mein eigener Anspruch an mich

Ich glaube nicht, dass die Ehe als solches das Problem ist, weil es ein altmodisches verstaubtes Konzept ist. Geld sammeln um sich damit tolle Dinge zu kaufen ist auch ein altmodisches Konzept und wird trotzdem nicht hinterfragt oder mit Füßen getreten.

Mein Eindruck ist, dass sich der Kerngedanke von Ehe – nämlich die Verpflichtung einer einzigen Frau gegenüber – nicht mehr vereinbaren lässt mit der Idee der eigenen grenzenlosen Freiheit und Unverbindlichkeit. Wir wollen uns heute nicht mehr festlegen. Um uns herum suggeriert uns alles: Du solltest dir selbst das Wichtigste sein. Lass dir von nichts und niemand deine Freiheit einschränken. Und wenn in der Ehe noch der Gedanke „Gott und Kirche“ mitschwingt, dann erst recht. Weil Gott die totale Spaßbremse ist.

Foto eines Pärchens gegeneinander liegend im Gras, die Köfpe berühren sich. Symbolisch für die Ehe genutzt, von Pixabay.

Damit sage ich aber auch: Verlässlichkeit ist mir egal, ist mir nicht wichtig. Genau genommen wäre das ja meine Grundhaltung im Leben. Also bin auch ich für andere nur so lange verlässlich, wie ich meine, es sein zu müssen. Wenn ich mich zu sehr eingeschränkt fühle, breche ich eben aus. Und damit werden wir in allen unseren Beziehungen eine enorme Schieflage und Beliebigkeit erzeugen: in meinem Arbeitskontext, im Ehrenamt, im Freundeskreis, überall.

Ich oute mich: Ich mag meine (die) Ehe!

Weil sie mich als Mann herausfordert, meine Frau zu lieben und zu ehren, genauso, wie ich es ihr versprochen habe.

Weil sie einen verlässlichen Rahmen bildet, in dem ich mich mit meiner Frau und meinen beiden Töchtern sicher bewegen kann. Jegliche Art von Fehltritten – Affären, Flirts, One-Night-Stands usw. werden schon im Vorfeld entlarvt und als nicht akzeptabler Vertrauensbruch verurteilt. Gehören in die Schublade mit dem Hinweis „Zugriff verboten“.

Weil sie mich herausfordert, Liebe nicht nur als Gefühl, sondern als aktive Willensentscheidung zu akzeptieren. Ich WILL meine Frau lieben, auch, wenn es manchmal schwer ist und abhauen zunächst einfacher erscheint. Ich WILL meine Frau verstehen lernen. Ich WILL mich selbst zurücknehmen.

Weil sie mich oft an meine Grenzen bringt und mich dadurch reifen und stärker werden lässt. Wie im Sport: Muskeln bauen sich dann auf, wenn ich beim Training die Belastung immer ein wenig über das bisherige Niveau steigere.

Weil ich für mich in der Ehe ein Bild davon habe, dass Gott sich mir zugewandt und sich auch mir gegenüber zu ewiger Treue und Liebe verpflichtet hat. Dadurch gewinnt mein Leben wahnsinnig an Tiefe und Wert, weil es über das Leben im Diesseits hinausgeht.

Ich halte die Ehe gerne in Ehren – weil wir es wert sind: meine Frau, meine Kinder, ich selbst!

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Foto einer Familie vor einem Sonnenuntergang im Gegenlicht von Pixabay. Symbol für die Wertschätzung der Ehe als Familie.