Mehr als acht Milliarden Menschen bevölkern unseren Planeten derzeit. Ich bin einer von ihnen – zufällig. Statistisch gesehen völlig unbedeutend. Verzichtbar, austauschbar, übersehbar. Aber was passiert, wenn ich gar kein Zufall, nicht nur Statist, bin, sondern gar gewollt – von jemandem?

Diesem Beitrag geht ein erster voraus, den du, falls noch nicht geschehen, zuerst lesen solltest. In Wer bin ich? Meine Identität 1 geht es um die zwei Grundfragen des Lebens. Wir alle begegnen ihnen irgendwann mit Sicherheit, deshalb sind sie von großer Bedeutung. Für unser Leben im Allgemeinen und für uns persönlich.

Dabei beschäftigt uns auch die Frage, worauf sich unsere Identität gründet und was das wiederum für Auswirkungen auf uns hat. Im Ergebnis auf die zwei sich dabei ergebenden Dilemmas haben wir auch schon einen Ausweg entdeckt: Ich gründe meine Identität nicht auf mein Tun, sondern auf mein Sein. Ich suche und finde bei mir selber, in dem, was und wer ich bin. Eine Reise in mein Inneres. Darum soll es in diesem Beitrag gehen.

Die Mini-Matrjoschka – Antwort auf „Wer bin ich?“

Sicher kennst du irgendeine Situation, in der du dich mal gefragt hast: Wer bin ich eigentlich wirklich? Ich meine damit die echt tiefgehende Auseinandersetzung mit dieser Frage. Die Art von Auseinandersetzung, die im Ergebnis über „Ich bin Klaus, der nette Kollege, tolle Ehemann und Vater und ich spiele gerne Fußball.“ hinausgeht. Eine solche Antwort kann zwar die Wahrheit und das Ergebnis eines tiefen Prozesses sein. Dann ist sie sicher auch hilfreich in eben solchen Situationen, in denen ich an mir zweifle und nicht (mehr) weiß, wer ich bin. Aber eben auch nur dann ist sie entgegen der oberflächlichen Variante tragfähig und krisensicher.

Die Suche einer Antwort auf die Frage nach meiner Identität gleicht dem Häuten einer Zwiebel. Ich kann mich Schicht für Schicht nach Innen vorarbeiten. Erst die äußere Schale, dann die nächste… bis hin zum Zwiebelkern. Oder einer Matrjoschka, diese bunt bemalten russischen Puppen, die ineinander verschachtelt sind. Ich öffne die größte, und hervor kommt eine kleinere, dann eine noch kleinere… Bis ich die kleinste, nicht mehr zu öffnende Puppe in den Fingern halte. Perfektes Bild für meine Identität, die wahre Antwort auf die Frage „Wer bin ich?“.

Meine Identität: die Su8che danach ist wie das öffnen einer Matrjoschka.

Der Weg zu meiner Identität: von außen nach innen

Gründet sich meine Identität auf das, was ich tue – und damit auf das, was andere darüber denken oder wie sie damit umgehen – mache ich mich abhängig von anderen. Ich bin hochgradig verletzlich, die äußere Puppe halt. Stößt sie irgendwo gegen, fällt sie herunter oder schlägt jemand gegen sie, dann bekommt sie Risse oder geht kaputt. Genau wie ich Schaden nehme, wenn man mein Tun – und damit meine Identität – angreift oder infrage stellt. Also suchen wir die Antwort auf einer tieferen Ebene. Und da wird es jetzt interessant, denn: was, wenn nicht mein Tun, bildet meine Identität?

Da wären zum Beispiel meine Neigungen und Fähigkeiten. Das, was ich gerne mache und was ich gut kann. Hier geht es eben nicht mehr nur reinweg um mein Tun. Sondern um mein Können aufgrund meiner ganz individuellen natürlichen Fähigkeiten, die sich wiederum im Tun äußern. Wichtig: Zwar ist hier mein Tun noch sehr wesentlich bei der Frage meiner Identität, aber ich bin schon deutlich mehr bei mir selbst. Weil ich meine natürlichen Fähigkeiten, etwas in mir Liegendes, mit einbeziehe.

Maßgeblich wird meine Identität aber auch durch meine Biografie bestimmt. Welche Erfahrungen habe ich im bisherigen Leben gemacht? Wie wurde ich erzogen? Welche Regeln und Aussagen aus meiner Kindheit habe ich derart verinnerlicht, dass sie mich bis heute prägen – sogenannte Glaubenssätze? Gibt es Erlebnisse aus meiner Kindheit, die mich prägen – bewusst oder unbewusst?

Aber die Frage nach meiner Identität geht noch tiefer – die letzte, nicht mehr zu öffnende Puppe. Ehrlich gestellt ist sie eine Frage nach dem Ursprung. Nach meinem, wie letztlich auch nach dem der Menschheit. Warum das so ist? Weil genau dort schon die Antwort darauf liegt, ob ich mich als zufälliger Mensch – einer unter Milliarden – betrachte, oder eben nicht.

Bild eines nachdenklichen Mannes, der draußen auf einem Findling sitzt und in die Ferne guckt.

Ich bin kein zufall!

Persönlich glaube ich, dass ich keine zufällige Entwicklung von irgendeiner vorausgegangenen Lebensart bin, sondern ein von ‚jemanden‘ bewusst geschaffener Mensch. Womit ich hier nicht meine Eltern meine, sondern den ursprünglichen Erschaffer des Menschen – Gott.

Vielleicht bist du jetzt drauf und dran, diesen Artikel zu schließen – „Is‘ nix für mich.“ Ich lade dich ein, trotzdem weiterzulesen. Weil ich glaube, dass du sonst Teile der Frage nach deiner Identität nicht vollständig beantworten kannst und an der Oberfläche bleibst. Was sich auf Dauer und insbesondere in Krisen mit Sicherheit als nicht tragfähig erweist.

Ich kann und will akzeptieren, dass es ‚da draußen‘ einen Gott gibt, der den Menschen, ganz allgemein, und damit auch mich ganz persönlich, gewollt und kreativ geschaffen hat. Warum ich das will? Weil ich dadurch einen persönlichen Wert bekomme. Ich bin gewollt. Ganz bewusst hat mich jemand gewollt. Und jeder einzelne Mensch ist gewollt. Mit dieser Grundannahme gibt es keine Zufallsprodukte. Ich bin gewollt – und du bist gewollt. Ich bin individuell geschaffen – und du bist individuell geschaffen. Alleine diese Basis gibt mir einen ganz individuellen Wert. Ich bin nicht wie alle anderen! Und von daher auch nicht einfach austauschbar oder verzichtbar.

Ich beginne, weiter nachzudenken. Wer ist dieser ‚jemand‘, der die Menschheit tatsächlich gewollt hat? Warum wollte er den Menschen? Und wenn er ‚den Menschen‘ allgemein wollte – wieso dann mich im Einzelnen? Und dich? Die Frage unserer Identität. In der größtmöglichen Tiefe, am weitmöglichsten Ursprung. Wer bin ich? Wer bist du?

Ein Gedankenspiel: Wer bin ich – ohne Gott, mit Gott?

Lasse ich Gott außen vor, dann muss ich meine Identität selber suchen, sie mir selbst basteln. Und das macht sie anfällig für Störungen. Beziehe ich Gott in meine Identitätssuche mit ein, dann habe ich bereits eine Identität – per se.

Die Gegenüberstellung aus meiner Sicht – ohne Anspruch auf Richtigkeit oder Vollständigkeit:

Ich lasse Gott aus diesen Gedankenketten heraus – warum auch immer. Da hat jeder seine eigenen Gründe. Also auch keine bewusste Erschaffung zu einem bestimmten Zweck. Der Mensch ist zufällig entstanden und aus dem Menschen könnte sich vielleicht – genauso zufällig – irgendein weiteres Wesen entwickeln. Also bin auch ich nur zufällig da. Wie alle anderen um mich herum. Es kommt also gar nicht auf mich an. Wenn ich mich frage, wer ich bin, muss ich die Antwort in meinem Leben finden. Bedeutet konsequenterweise auch, die Antwort unterliegt ausschließlich dem, was in meinem Leben passiert. Und ich mache mich abhängig von dem, was andere mir sagen, von mir halten und über mich denken.

Viele Männer, mit denen ich spreche, sind genau deswegen auch so auf ihren Beruf und die Karriere fixiert – weil sie nur da das Gefühl bekommen, ‚Jemand sein zu können‘. Fliegt ihnen das um die Ohren, sind sie am Boden zerstört und ihre Identität ist dahin. Und finden sie darin (oder auch in anderen Lebensbereichen, z.B. in der Familie) die Antwort auf Ihre Frage „Wer bin ich?“, sind sie darauf fixiert, alles dafür Notwendige zu tun, damit sie ihre so gebildete Identität nicht verlieren. Und folglich bleibt die zweite wichtige Lebensfrage in den meisten Fällen ungestellt und auch unbeantwortet: „Wozu bin ich?“ Mit fatalen Folgen, wie wir in der Welt, in der wir leben, nur allzu deutlich sehen.

Jetzt die Gedankenkette mit Gott. Gott wollte und will ‚den Menschen‘ grundsätzlich. Damit bin auch ich gewollt. Nicht nur von meinen Eltern, sondern von jemandem, der außerhalb unserer Wahrnehmung, außerhalb von Raum und Zeit steht. Zugegeben, das klingt etwas spooky, aber auch abenteuerlich. Zumindest eröffnet es ganz andere Perspektiven. Also: ich bin gewollt. Und folglich hat dieser Gott mich nach seinen Vorstellungen, mit bestimmten Fähigkeiten gestaltet und werden lassen, weil er mit mir einen Zweck verfolgt. Einen ganz spezifischen. Dadurch habe ich einen Wert, eine Daseinsberechtigung, die außerhalb meiner Person, außerhalb meines Lebens, liegt.

Wenn das so ist, dann…

Schließt sich an die Frage nach meiner Identität fast automatisch nahtlos eine Folgefrage an: Wozu bin ich? Die zweite Grundfrage des Lebens. Ich bin kein Zufall, sondern gewollt. Ich habe eine ganz eigene Persönlichkeit mit ganz spezifische Fähigkeiten, Neigungen, Interessen, Gefühlen. Irgendwie auch klar, dass das nicht nur auf mich selbst bezogen sein kann. Dazu mehr im Beitrag Wozu bin ich?

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