Ich lebe, und ich lebe gerne. Du vermutlich auch. Aber welchen Zweck hat mein Leben eigentlich? Und deins?
Mit großer Sicherheit stellen sich uns irgendwann im Leben zwei wesentliche Fragen: „Wer bin ich?“ Und: „Wozu bin ich?“ Mit der ersten Frage, der Frage nach unserer Identität, beschäftigen sich die Beiträge Wer bin ich? – Meine Identität Teil 1 und Teil 2. Wenn wir für uns klar haben, wer wir sind, dann kommt (fast) automatisch auch die Frage nach unserem Daseinszweck, unserem „Wozu“.
Oft sind Krisen in unserem Leben als Männer der Auslöser für diese Fragen. Ehekrisen oder -scheidungen, der Verlust des Arbeitsplatzes, gesundheitliche Einbrüche oder schlichtweg die Erkenntnis, dass uns unser Leben uns nicht glücklich und zufrieden macht. Irgendwie fühlen wir uns leer, einsam oder einfach nicht glücklich – trotz aller schönen Dinge, die uns das Leben bietet oder schon geboten hat.
Arbeiten wir in solchen Lebensphasen die Dinge tiefgehend auf, dann haben wir die Chance darauf, nicht nur die jeweilige Situation zu retten oder zu verändern. Wir können uns selbst verändern, langfristig, dauerhaft, nachhaltig. Zu unserem persönlichen Nutzen und zum Nutzen unseres Umfeldes – der eigenen Familie, unseres Freundeskreises, der Menschen im beruflichen Umfeld.
Wenn Kleinkinder erkennen, dass sie laufen können, machen sie was? Laufen!
Antworten auf die Frage nach unserer Identität geben uns nicht nur Klarheit darüber wer wir sind. Wer sich gründlich und ehrlich auf die Suche nach seinem zutiefst liegenden Kern begibt, wird dann auch erfahren, was ihn ausmacht. Der Prozess gibt Aufschluss darüber, was mich geprägt hat (ob gut oder schlecht), was ich aufgrund meiner natürlichen Fähigkeiten, aber auch meiner im Leben gemachten Erfahrungen, kann und was mich damit auch von anderen unterscheidet. Vielleicht auch, was mich besonders macht.
Wenn ich als Ergebnis nun zutiefst weiß, dass ich nicht zufällig auf dieser Welt lebe, dass ich gewollt und geliebt bin, dass ich spezifische Eigenschaften und Fähigkeiten habe, dann kommt die Frage, was ich damit jetzt anfange. Denn die Erkenntnisse alleine verändern nur bedingt etwas. Sicher, ich fühle mich selbstsicherer, besser, irgendwie stärker oder vielleicht zuversichtlicher als vorher. Und jetzt???
Sehen wir uns als Vergleich ein kleines Kind an, welches gerade laufen lernt. Wackelig erst einen Schritt, dann einen zweiten, vielleicht einen dritten – und dann ‚Plumps‘. Es findet sich auf dem Boden wieder. Und macht was? Aufstehen, und es noch einmal versuchen… Bis es schließlich in der Lage ist, selbstständig von einem Raum zum nächsten zu gelangen. Oder vom Sandkasten zur Rutsche. Und dann? Ich kenne kein Kind, welches sich mit der Erkenntnis ‚Ich kann laufen.‘ zufriedengibt und weitermacht wie bisher. Kinder beginnen dann, ihre Welt zu erobern. Sie wollen ihren Bewegungsradius vergrößern, immer mehr entdecken und die gelernte Fähigkeit einsetzen und verbessern.
Wozu bin ich? – Kampfansage an meine Unzufriedenheit
Zurück zu mir: Wenn ich weiß, wer ich bin, was mich ausmacht, was ich kann, was mich besonders macht, dann möchte ich damit etwas anfangen. Möchte etwas damit tun. Die gewonnenen Erkenntnisse einsetzen – irgendwie, irgendwo. „Was kann ich damit jetzt anfangen?“ wird die nächste Frage sein, die sich mir aufdrängt.
Es ist naheliegend, dass ich dabei zunächst danach Ausschau halte, was es mir persönlich bringt. Wie es meine Situation, mein Leben, verbessert. Um bei der Analogie des kleinen Kindes zu bleiben: Wie ich meinen Bewegungsradius zu meinem Vorteil vergrößern kann. Wie ich unabhängiger werden kann. Plötzlich merke ich, dass ich nicht mehr nur an den Sandkasten gebunden bin, sondern ja auch die Schaukel erreichen kann. Oder die Rutsche. Ich kann sogar den Spielplatz verlassen und mich auf die Suche nach anderen interessanten Dingen begeben…
Aber trotz meiner größeren Bewegungsfreiheit – trotz meiner gewonnenen Erkenntnisse in der Antwort auf meine Frage „Wer bin ich?“ – wird sich so lange eine innere Unzufriedenheit bemerkbar machen, bis ich auch die Frage „Wozu bin ich?“ in der Tiefe beantwortet habe.
Anleitung zum Glücklichsein: Es geht nicht (nur) um mich!
John Eldredge, einer der Autoren, die ich sehr schätze und von dem ich einiges gelesen habe, schreibt in Der ungezähmte Mann: „Frage dich nicht, was die Welt braucht. Frage dich lieber, was dich lebendig macht, und dann geh hin und tu das Entsprechende. Denn die Welt braucht nichts so sehr wie Männer, die lebendig geworden sind.“
In dieser Aussage stecken Aspekte, die ich für sehr wesentlich halte. Erstens: Es beginnt bei mir. Und zwar mit der Suche danach, was mich als Mann lebendig macht. Was mich begeistert, mich aufleben lässt, Energie freisetzt. Und das ist eng verknüpft mit dem, wer ich bin, was in mir steckt – mit meiner Identität!
Zweitens: die Welt – die Realität um mich herum, nah oder fern – hat Bedürfnisse. Die Welt braucht etwas, sie braucht mich bzw. das, was mich ausmacht. Die Antwort auf die Frage „Wozu bin ich?“. Letztlich geht es nicht nur um mich. Wirklich glücklich, zufrieden und lebendig werde ich, wenn ich aufhöre, mich ausschließlich um mich selber zu drehen. Wenn ich mich einsetze für etwas, das über mein eigenes Leben hinausgeht.
Die Leidenschaft von Coach Carter wird zum Sprungbrett vieler junger Männer
Ich mag Filme, die auf wahren Begebenheiten basieren und interessante Lebensgeschichten erzählen. Coach Carter beispielsweise ist ein solcher Film. Er erzählt die Geschichte von Ken Carter in den USA. Als ehemaliger Basketballprofi und Inhaber eines Sportgeschäfts bekommt er eines Tages das Angebot, das Basketballteam der Richmond Highschool zu trainieren. Die Richmond Highschool gehört nun nicht zur Elite und hat als Schule in einem Brennpunktviertel mit entsprechenden Jugendlichen keine leichte Aufgabe.
Als erfahrener Coach nimmt Carter diese Aufgabe an. Nicht, weil dieser Trainerposten die nächste Sprosse auf seiner Karriereleiter bedeutet und ihm einen aussichtsreichen Eintrag in seinem Lebenslauf bringt. Er nimmt diesen Posten und diese Aufgabe an, weil er die jungen Männer sieht, die ohne Perspektive auf eine aussichtsreiche Zukunft hier ihr Dasein fristen. Bewegt von dieser Situation nimmt er die Arbeit auf – und wendet Methoden an, die das Basketballspielen fast zur Nebensache werden lässt und die Bildung der Jungs in den Hauptfokus rückt. Letztlich schaffen es alle mit Bestnoten auf das College.
Was mich an dieser Lebensgeschichte begeistert? Es sind viele Aspekte, aber einer an dieser Stelle besonders: hier ist ein Mann, der seine Fähigkeiten kennt, der weiß, wer er ist. Und basierend darauf entwickelt er eine Klarheit, die ihm in dieser Lebensphase erkennen lässt, wozu er ist. Ken Carter wusste, was ihn lebendig macht, Sport und insbesondere Basketball waren seine Leidenschaft. Aber das allein war noch nicht alles. Er erkannte an dieser Stelle auch, dass er diese Leidenschaft einsetzen konnte, um ein Bedürfnis in der Welt um ihn herum zu stillen. Und er tat es! Getreu dem Motto, welches ich an einer Stelle mal aufgeschnappt habe: Machen ist wie wollen, nur krasser!
5 starkmachende Grundwahrheiten
Zu wissen, wer ich wirklich bin, hilft mir, mein Potenzial zu erkennen und meinen Platz im großen Ganzen zu finden. Davon bin ich zutiefst überzeugt. Wenn ich meine wahre Identität, meine spezifischen Fähigkeiten und Eigenschaften kenne, und wenn ich in diesem Kontext auch meine persönliche Biografie stärkend interpretieren und klarkriegen kann, dann kann ich sprichwörtlich auch die Welt zu einem besseren Ort verändern.
Ich weiß nicht, wo du im Leben gerade stehst und was dich bewegt. Kenne deine Fragen und deine Gedanken nicht. Aber unabhängig von deiner derzeitigen Situation und deiner persönlichen Geschichte gelten diese Grundwahrheiten:
1. Du bist persönlich gewollt und kein Zufallsprodukt unter 8 Milliarden anderen!
2. Und weil du gewollt bist, bist du auch geliebt!
3. Was du tust, entscheidet nicht darüber, wer du bist! Die Antwort findest du in deinem Inneren, wenn du dich auf die Suche machst.
4. Du hast Fähigkeiten, Eigenschaften und Erfahrungen, die in dieser Kombination und aufgrund deiner eigenen Geschichte einzigartig sind!5. Deine Mitwelt braucht genau dich mit dem, was du anzubieten hast! Ohne dich bleiben Bedürfnisse in dieser Welt ungestillt.
Ich wünsche dir, dass du herausfindest, wer du bist. Dass du deine einzigartigen Fähigkeiten erkennst, dass du herausfindest, was dich lebendig macht – und das du damit deinen Platz in dieser Welt findest!
(Passend hierzu empfehle ich dir auch den Artikel Leuchtturm-Leben: wertvoll sein als Mann.)